Die Ziele des Projektes „Deutsch geht gut!“
Aufbauend auf den Vorerfahrungen bei der Durchführung von Projekten werden mit dem aktuellen Projekt folgende Ziele angestrebt:
· Interesse für deutschsprachige Gegenwartsliteratur wecken
· Die Beschäftigung mit deutscher Literatur anhand von Textproben durch eine persönliche Begegnung mit der Autor verstärken
· Kennenlernen von Autoren, die einen erfolgreichen Umgang mit Deutsch als Nichtmuttersprachler pflegen, um die Motivation zur Auseinandersetzung mit deutscher Literatur insbesondere für die ausländischen Schüler zu erhöhen
· Vermittlung von authentischen Erlebnissen durch die persönliche Schilderung der Autoren
· Interkulturelle Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Autoren von unterschiedlichen Nationalitäten sammeln
· Erziehung zu sprachlich-bildnerischem Denken und Stärkung der eigenen Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Wirkungsmöglichkeiten
· Steigerung der Attraktivität des Deutsch-Unterrichts insbesondere für Schüler, die Deutsch nicht als Muttersprache haben
· aktivierende Auseinandersetzung mit Deutsch als kreatives Sprachgestaltungselement in Schreibwerkstätten durch einen konkreten eigenen Beitrag
· Präsentation der Ergebnisse der Schreibwerkstätten in der Öffentlichkeit als zusätzliche Motivation und Anerkennung der workshop-Arbeit (Kooperation mit der Lokalzeitung)
· Kennenlernen eines Redaktionssystems zur website-Erstellung und Erwerb von einfachen Internet-Kenntnissen sowie Erfahrungen sammeln mit Kommunikations-Lernorten im Internet
· Entwicklung einer Medienkompetenz im Sinne einer verantwortungsvollen und kreativen Mediennutzung
Zielgruppe
Das Projekt „Deutsch geht gut!“ richtet sich an die Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 13 – 17 Jahren an den drei Hauptschulen und an den beiden Realschulen Bietigheim-Bissingens: die Schule im Sand (soziale Brennpunktschule), Schule im Buch und Waldschule, Realschule Bissingen und Realschule im Aurain. Die Zielgruppe umfaßt rd. 450 Schüler. Die Schülerschaft ist durch einen hohen Ausländer- und Aussiedleranteil sowie Kindern aus sozial schwachen Familien gekennzeichnet. Die Autorenlesungen sind die entscheidenden Motivatoren für die Schüler anschließend eine Schreibwerkstätte zu besuchen. Es wird pro Schule eine Schreibwerkstätte gebildet.
Projektbeschreibung
Das Projekt besteht aus folgenden Bausteinen:
a) Autorenlesungen
Vor allem Autoren nichtdeutscher Herkunft, die aber in deutscher Sprache publi-zieren, stellen ihre Werke den Jugendlichen vor und stellen sich für sie zu Diskus-sionen zur Verfügung. Die Texte der Autoren werden vorher im Unterricht behandelt und die Schüler setzen sich mit den Biographien der Autoren auseinander. In jede Klasse kommt ein Autor, so daß die Konzentration auf seine Texte gewährleistet ist. Die Begegnung mit den Autoren findet in zwei Unterrichtsstunden am Vormittag statt und alle Autoren können abends in den öffentlichen Lesungen im Jugendhaus und in der Stadtbücherei erlebt werden. Drei der fünf Autoren haben bereits verschiedene öffentliche Anerkennungen ihrer Literatur erfahren, beispielsweise durch die Verleihung des Chamisso-Preises. Der vierte Autor ist an einer der drei Schulen selbst zur Schule gegangen und bietet daher für die Schüler eine hohe Identifikation. Jagoda Marinic kommt aus der Region (Waiblingen) und ist noch eine junge Autorin. Die Autoren sollen vor allem bei den Jugendlichen das Interesse für deutschsprachige Gegenwartsliteratur wecken und gleichzeitig Mut machen, ihre eigene Gedanken in Worte zu fassen und Impulsgeber für die Schreibwerkstätten sein.
b) Wöchentliche Schreibwerkstätten
Angeregt durch die Auseinandersetzungen mit den Autoren und ihren Werken und an-geleitet von erfahrenen Dozenten (bspw. aus dem Literaturhaus Stuttgart) verfassen die Jugendlichen eigene Texte in verschiedenen Stilrichtungen (Lyrik, Prosa, Rap).
c) Publikation im Internet
Die Jugendlichen können ihre fertigen Texte in einem Redaktionssystem auf einer Internetseite selbst veröffentlichen. Ausserdem ist ein Gästebuch sowie eine Visitenkarten-Funktion geplant, mit der die Jugendlichen sich selbst vorstellen können.
Kooperationspartner
Die Lehrer der Klassenstufen 8 – 10 der drei Hauptschulen (Schule im Sand: 5 Klassen; Buchschule: 5 Klassen; Waldschule: 4 Klassen; insgesamt 14 Projektlehrer), die beiden Realschulen (Realschule Bissingen: drei 9. Klassen; Realschule im Aurain: vier 9. Klassen), die Elternbeiräte bzw. Fördervereine der Schulen sowie die Firma Multimedia-Agentur „die rezeptoren“, vertreten durch Herrn Rainer Gautschi. Die Agentur stellt das programmiertechnische Know-how für die Internetanwendungen zur Verfügung und betreut edv-technisch die Schüler. Die Stadtbücherei bildet den idealen Rahmen für eine der beiden öffentlichen Lesungen. Die Lokalzeitung tritt als Medienpartner auf und begleitet die Veranstaltungen publizistisch.
Die Adressen:
Schule im Sand · Friedrich-Ebert-Straße 18 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142/6 46 85
Schulleiter: Günter Hock
Schule im Buch · Breslauer Str. 5 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142/6 46 84
Schulleiter: Herr Schirholz
Waldschule Bissingen · Panoramastr. 2 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142-77 90 60
Schulleiter: Herr Bender
Realschule Bissingen · Marbacher Weg 35 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142/77 90 10
Schulleiter: Herr Granacher
Realschule im Aurain · Im Aurain 3 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142/9181-10
Schulleiter: Herr Stöckle
Otto-Rombach-Bücherei ·Hauptstraße 6 · 74321 Bi-Bi ·Tel.: 07142/74-851
Ansprechpartner: Herr Pöhnl
Bietigheimer Zeitung · Kronenbergstraße 10 · 74321 Bi-Bi · Tel.: 07142/403-430
Ansprechpartnerin: Frau Szczegulski
Welche gesellschaftlichen Probleme oder Fragen greift das Projekt auf?
In den Hauptschulen ist der Anteil der ausländischen Schüler besonders hoch. Unsere Schule ist eine soziale Brennpunktschule mit einem besonders hohen Anteil an sozial benachteiligten Jugendlichen. Durch die Einladung von bekannten und erfolgreichen Autoren erfahren die Schüler, daß es sich lohnt, sich mit der deutschen Sprache zu be-schäftigen. Der Umgang mit der deutschen Sprache wird positiv vermittelt. Es geht um das gesellschaftliche Problem der Integration von ausländischen Jugendlichen. Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Bildungspolitisch liefert das Projekt ein gelungenes didak-tisches Beispiel für die attraktive Gestaltung des Deutsch-Unterrichtes zur Motivation und Gewinnung von ausländischen Jugendlichen für den Erwerb der deutschen Sprache. Gleichzeitig liefert die persönliche Begegnung mit Autoren den Jugendlichen eine authen-tische Erfahrung im Umgang mit persönlich Erlebtem und Literatur. Es schafft auf einer unmittelbaren persönlichen Ebene eine Erfahrung, die wie es im Vorgängerprojekt der Fall war, dazu führen kann, daß Jugendliche ihre heimlich geschriebenen Gedichte den Autoren nach den Schulstunden anbieten und sich ihnen öffnen.
Ein mindestens genauso wichtiger Aspekt ist das Erlernen des Umgangs mit dem Internet. Über das Kennenlernen eines Redaktionssystems erfahren die Jugendlichen den Prozess der Veröffentlichung eigener Texte und den kommunikativen Umgang mit dem Medium. Über die Auseinandersetzung mit der Literatur der Autoren und den eigenen Texten soll auch der Zugang zu den Bildungsangeboten der Hörfunk- und Fernsehanbieter geschaffen werden. Die online-Angebote beispielsweise von ARD und ZDF sind hier eine gute Brücke.
Wie können andere von dem Engagement profitieren?
Zu dem Vorgänger-Projekt wurde eine ausführliche Projekt-Dokumentation erstellt, um die Projekterfahrungen auch anderen Schulen anbieten zu können. Ferner wurde eine projekt-homepage www.deutsch-geht-gut.de eingerichtet, auf der die Schülertexte und Autoren-daten dokumentiert sind. Ferner ist dort die Projektkonzeption und die öffentliche Re-aktion auf das Projekt veröffentlicht. Die neuen Texte und Projekterfahrungen werden dort ebenfalls veröffentlicht, so daß eine hohe Transparenz der Projekterfahrungen gegeben sein wird.
Welche Aspekte des Engagements sind innovativ und können Vorbildcharakter für andere Projekte bzw. Vereine haben?-
Kooperation von drei Hauptschulen und zwei Realschulen
- Autoren in die Schule einzuladen und diese durch ihre Lesungen als Motivations-faktoren zur Auseinandersetzung mit der deutschen Gegenwartsliteratur einzusetzen
- Interesse an der deutschen Literatur gerade für Migrantenjugendliche zu wecken und die unmittelbare Begegnung mit dem Autor führt zu authentischen Erfahrungen
- Umsetzung der Diskussionen mit den Autoren in eigene Schreiberfahrungen unter Anleitung von erfahrenen Schreibdozenten (keine Deutschlehrer, keine Unterrichtssituation)
- Online-Schreibwerkstätten: Veröffentlichung der eigenen Texte im Internet erhöht die Attraktivität des Projektes (Imagegewinn: „Ich bin im Internet!“)
- Medienpädagogische Inhalte als selbstverständliche Bestandteile der Projektarbeit
Welche Erfolge hat das Projekt bislang vorzuweisen?
Die Presse beurteilte die Ergebnisse der Schreibwerkstätten der drei Vorgängerprojekte, die sich an die Lesungen anschlossen, als besonders bemerkenswert. Es konnte gezeigt werden, wie ein erfolgreicher Weg zur Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache beschritten werden kann. Ein bekannter Autor urteilte über das Projekt, daß dies eines der besten Projekte in seinen Augen sei, das er bisher kennengelernt habe.
Eine bundesweite öffentliche Anerkennung erfuhr das Projekt durch die Nominierung für den Bürgerpreis 2003 der Initiative „für mich, für uns, für alle“ und durch die Verleihung des Innovationspreises 2004 durch den Kreisjugendring Ludwigsburg e.V.
Zeitplan
Das Projekt soll vom 01.12.2005 bis 31.08.2006 stattfinden. Die Lesungen in der Zeit vom 25.-27.01.2006. Daran anschließend die wöchentlichen Schreibwerkstätten von Ende Januar bis Anfang April 2006.
Bietigheim-Bissingen, den 27.10.2005
Im Namen des Freundeskreises der Schule im Sand e.V.
Ulrike Diesse
1. Vorsitzende